Bei einer schwierigen ersten Etappe mit misslichen Wetterbedingungen hatte ich nicht nur physisch sondern auch psychisch zu kämpfen. Mit zunehmender Renndauer rückte sogar der Rang immer weiter in den Hintergrund. Zufrieden bin ich dass ich das Ziel überhaupt erreicht habe.

Von der heutigen ersten Etappe der Alpentour Trophy könnte ich wohl einen Roman schreiben. Es gab wirklich einiges zu erleben: Regen, Schnee, Wind, Kälte, Anstehen, Warten, Falschfahren, Umkehren, Strecke suchen… Mit zunehmender Renndauer rückte der Rang immer mehr in den Hintergrund und am Ende ging es einzig darum gesund ins Ziel zu kommen. Nun aber alles schön der Reihe nach…

Mit etwas gemischten Gefühlen stand ich heute Morgen auf der Startlinie. Auf dem Programm stand die erste Etappe der Alpentour Trophy, bei welcher 69 Kilometer und 2‘900 Höhenmeter zu bewältigen waren. Dass es kein einfaches Rennen geben würde, wusste sicher jeder der am Start stand. Das Thermometer zeigte 10° Celsius und es regnete leicht. Die Prognosen für den heutigen Tag verhiessen nichts Gutes, sollte es doch laut den Meteorologen bis am Abend weiter regnen. Mein Ziel heute war es, das Beste zu geben und wenn möglich einen Top 10 Rang zu erreichen. Ein relativ bescheidenes Ziel, aber da ich bis Sonntag im Höhentraining war und die Erholungszeit bis zur heutigen Etappe sicher etwas zu kurz war und ich zudem viele Fahrerinnen nicht kannte, war das eine gute Vorgabe für mich. Ich benutze dieses 4-tägige Etappenrennen um in Form zu kommen für meine Hauptziele in der zweiten Saisonhälfte und um Erfahrungen für die Transalp, welche im Juli stattfindet zu sammeln.

 

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Um Punkt 10 Uhr fiel der Startschuss. Obschon die ersten Kilometer neutralisiert waren, war es von Beginn weg sehr hektisch. Ich wurde im Feld gleich mal nach hinten gereicht und schaffte es leider im ersten kurzen Anstieg nicht wirklich nach vorne zu kommen. So musste ich dann ziemlich lange anstehen, als es nach rund 15 min Fahrzeit einen Wanderweg hoch ging. Ich blieb, im Gegensatz zu manch einem Mitstreiter schön ruhig und wartete, bis ich an der Reihe war. Leider mussten wir nicht nur hoch, sondern auch runter viel laufen, weil viele Teilnehmer diese nassen Wurzelpassagen einfach nicht fahren konnten. Ich war dann froh, als es nach einem kurzen Asphaltflachstück endlich in den ersten langen Aufstieg Richtung Reiteralm ging. Ich fühlte mich nicht schlecht, aber brachte einfach nicht so richtig Druck auf die Pedalen. Die Temperaturen waren schon im Aufstieg kühl und immer wieder setzte Regen ein, welcher sich kurz vor der Reiteralm dann in Schnee „verwandelte“. Ich hielt  vor der ersten Abfahrt kurz an, um mir eine Regenjacke anzuziehen. Es war sicher eine gute Entscheidung, aber auch die Jacke brachte nicht sehr viel, weil es mittlerweile bitterkalt war und uns zudem noch ein eisiger Wind um die Ohren blies.

 

At 02

 

Froh war ich dann, als es etwa in der Hälfte der Abfahrt vermeintlich wieder etwas Berghoch ging. Nach einigen Minuten kamen mir dann zwei Fahrer entgegen und ich dachte, dass sie das Rennen aufgeben würden. Plötzlich kamen weitere Fahrer und als eine grössere Gruppe kam schrie einer „wir sind auf dem falschen Weg“. Laut seinem Navigationsgerät seien wir viel zu hoch und auf der falschen Spur. Es geschah Unglaubliches… Immer mehr Fahrer kamen von oben und wir kehrten schliesslich alle um. Etwas weiter unten fanden wir wieder eine Gruppe von Fahrern, welche auch den falschen Abzweiger erwischt hatten. Schliesslich fanden wir dann den richtigen Weg wieder und waren nun eine ziemlich grosse Gruppe mit „Falschfahrern“. Es ist jetzt überflüssig nach „Schuldigen“ zu suchen, aber die grosse Anzahl der „Falschabbieger“ zeigt doch, dass die Markierung nicht optimal war!

Ich war froh, als wir die erste Abfahrt endlich hinter uns hatten und ich wieder ein bisschen pedalen konnte. Meine Beine fühlten sich an wie Bleiklötze und ich brauchte sehr lange, bis ich wieder einen einigermassen anständigen Rhythmus fand. Es folgte nun das zweite grosse Hindernis des Tages, der Anstieg auf den Hochwurzen. Das Wetter wurde leider nicht besser, es regnete weiter und je höher wir kamen wurde aus Regen erneut Schnee. Kurz vor dem Hochwurzen blieb der Schnee sogar auf der Strasse liegen. Die zweite lange Abfahrt wurde dann zur Tortur. Mit der Zeit konnte ich fast nicht mehr bremsen, meine Finger waren fast abgefroren und auch meine Füsse und der ganze Rest des Körpers fühlten sich eiskalt an. Auf welchem Rang ich fuhr und wieviel Rückstand ich auf die Spitze hatte war mir zu diesem Zeitpunkt schon längst egal. Ich wollte nur noch ins Ziel – so schnell wie möglich.

 

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Den Schlussaufstieg schaffte ich auch noch, wie weiss ich ehrlich gesagt nicht, aber irgendwann konnte ich in die erlösende Schlussabfahrt einbiegen und nach einer „Rutschpartie“ auf der Downhillstrecke, erreichte ich nach fast 4.46 Stunden Fahrzeit die Ziellinie. Rang 9 resultierte, aber das war mir völlig egal. Wer alles falsch fuhr, wie es gewesen wäre, wenn wir gleich den richtigen Abzweiger erwischt hätten und so weiter wird sich nie beantworten, also ist es überflüssig Gedanken daran zu verschwenden. Ich habe das Ziel erreicht und ich bin gesund und „ganz“, das ist das Wichtigste. Nun werde ich versuchen, mich möglichst gut zu erholen und morgen wieder mein Bestes zu geben. Auf dem Programm steht ein Bergzeitfahren auf die Planai Schafalm bei welchem wir 15 Kilometer und 1‘100 Höhenmeter bewältigen müssen.