„Des is a Wahnsinn…“. Das heutige Bergzeitfahren avancierte zeitweise zu einem Berglauf mit Bike und das alles in dichtem Schneegestöber. Wieder musste ich meinen inneren „Schweinehund“ mehrmals besiegen, zum ersten Mal bereits auf der Startlinie. Leider kam ich auch heute nur mittelmässig auf Touren. Ich habe mein Bestes gegeben und muss somit mit meinem erneuten 9. Rang zufrieden sein.
Beim heutigen Einzelzeitfahren von Schladming auf die Schafalm galt es 15 Kilometer und 1‘100 Höhenmeter zu überwinden. Gestartet wurde im Abstand von 30 Sekunden in umgekehrter Reihenfolge des gestrigen Tagesklassements. Meine Startzeit war um 12.22 Uhr und natürlich regnete es wie schon den ganzen Morgen in Strömen. Die Temperaturen auf der Planei waren um 0° Celsius und somit war Schneefall vorprogrammiert.
Die ersten 4 Kilometer des heutigen Rennens waren relativ flach und führten auf einer Kiesstrasse entlang des Talbaches. Ich versuchte von Beginn weg einen guten Rhythmus zu finden, was mir auch heute nicht so recht gelingen wollte. Aber das Motto des Tages lautete „durchbeissen“. Das erste richtige Hindernis auf der Strecke hiess „Wiese des Grauens“ der Name traf es auf den Punkt. Es ging eine Wiese hoch, die einer Schlammpiste ähnelte. Nur im Schritttempo kam ich vorwärts und war froh, als ich dann wieder die Asphaltstrasse unter den Rädern hatte.
Bald schon folgte der Abzweiger auf eine Waldstrasse, welche am Anfang extrem steil war. Auf dem schlammig-sandigen Untergrund hatte ich das Gefühl kleben zu bleiben. Zum Glück wurde die Strasse später etwas flacher und ich konnte wieder etwas mehr „Gas“ geben. Mittlerweile war ich schon wieder „pflotschnass“ und obwohl es heute nur berghoch ging, hatte ich nicht wirklich richtig warm. Meine Beine fühlten sich mit der Zeit an wie Eisblöcke und die Füsse waren fast gefühllos vor Kälte.
Oberhalb der Mittelstation der Planeibahn, welche sich zirka in der Hälfte der Strecke befand, setzte Schneefall ein. Anfangs war der Schnee noch gemischt mit Regen und blieb nicht liegen auf der Strasse. Der Schnee wurde mit jedem Höhenmeter dichter und die Strassen und Wege immer weisser. Als ich dann von der Waldstrasse in den Wanderweg einbog, hiess es ein erstes Mal Bike schieben. Es sollte nicht das letzte Mal sein. Immer wieder musste ich in der Folge absteigen und laufen. Ich weiss nicht, wie lange ich heute mein Bike geschoben habe, aber es war auf jeden Fall (zu)lange.
Irgendwann kamen wir dann vom Wanderweg wieder in die Waldstrasse, welche in der Zwischenzeit nur noch zu erahnen war. Alles was man im Weiss noch sehen konnte, war eine Spur mit festgedrücktem Schnee. Die letzten 3 Kilometer waren kaum mehr fahrbar. Es war ziemlich rutschig und ich sass extrem verkrampft auf dem Bike. Immer wieder musste ich ausklicken, weil meine Räder sich selbständig machten. Es war ein harter Kampf in dichtem Schneetreiben. Ich hatte nicht nur einen Kampf mit der Strecke, sondern auch immer wieder einen Kampf mit mir selber. Die Frage nach dem „Warum?“ war heute nur sehr schwierig zu beantworten und den Fun-Faktor suchte ich vergebens. Aber es gab nun schon lange kein zurück mehr, irgendwie musste ich einfach hoch auf diese Schafalm.
Irgendwann hörte ich dann von weitem endlich die Stimme des Speakers. Dass ich ziemlich froh war darüber, muss ich wohl an dieser Stelle nicht erwähnen. Zuschauer riefen mir, dass es nur noch 200 Meter sei bis zum Ziel und diese mussten natürlich auch wieder schiebend bewältigt werden. Mit eiskalten Füssen stampfte ich dem Ziel entgegen (auf der Schafalm lag zu diesem Zeitpunkt 20 cm Neuschnee). Irgendwann passierte ich dann den erlösenden Zielbogen. Rang 9 war wiederum das Verdikt des heutigen Tages. Da ich diese Alpentour Trophy in erster Linie dazu benutze um weiter in Form zu kommen ist das Resultat Nebensache, aber klar wäre ich trotzdem gerne etwas weiter vorne klassiert gewesen. Ich habe alles gegeben, was ich heute konnte und somit kann und muss ich mit meiner Leistung zufrieden sein.