Bei wechselhaftem, teils regnerischem Wetter konnte ich beim Nationalpark Bike-Marathon in Scuol ein starkes Rennen zeigen. Den längsten Marathon der IXS-Serie (137 Kilometer und 4‘026 Höhenmeter) bewältigte ich als zweitschnellste Frau und konnte somit einen weiteren Podestplatz feiern.
Am Samstag, 30. August 2014 fand im Engadin die 13. Austragung des Nationalpark Bike-Marathons statt. Rund 2‘000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten sich auf vier verschiedenen Distanzen der Herausforderung. Auf der Langdistanzstrecke, welche rund um den Schweizer Nationalpark führte, galt es nicht weniger als 137 Kilometer und 4‘026 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke war technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber mit 137 Kilometer der längste Marathon der IXS-Serie. Zudem wartete mit dem 2‘700 Meter hohen Chaschaunapass ein grosses „Tageshindernis“ auf die Fahrerinnen und Fahrer.
Als um 07.15 Uhr in Scuol der Startschuss fiel, war der Himmel zwar stark bedeckt, aber es war zum Glück noch trocken. Dies sollte sich schnell ändern. Bereits in S-Carl nach 10 Kilometern fing es an zu regnen. Ich hatte zu Beginn des Rennens extrem Mühe, einen guten Rhythmus zu finden. Der relativ flache Anstieg liegt mir nicht besonders gut und auch meine Beine drehten nicht wirklich rund. Dies war auch nicht verwunderlich, denn der Nationalpark Bike-Marathon war nebst der Marathon SM in Grindelwald und dem Grand Raid das dritte harte Rennen (je 4’000 Höhenmeter) innert 14 Tagen. Ich liess mich nicht beunruhigen und hoffte einfach, dass mein Gefühl und die Beine noch besser werden würden. Lokalmatadorin und Leaderin der IXS-Gesamtwertung, Milena Landtwing, schlug bereits im ersten Anstieg zum Costainas Pass ein hohes Tempo an und setzte sich von den restlichen Fahrerinnen ab. Zusammen mit Cornelia Hug und einer Männergruppe bestritt ich die ersten 1’000 Höhenmeter und auch die Abfahrt bis nach Fuldera.
In der zweiten Steigung von Fuldera nach Döss Radond lief es mir nun etwas besser. Schnell fand ich einen guten und schnellen Rhythmus. Die rasante Abfahrt von Döss Radond und der anschliessende Singletrail durchs Val Mora gelangen mir sehr gut. Ich konnte zu einer Männergruppe aufschliessen und so das Tempo weiter hoch halten. Nach einem kurzen Flachstück folgte dann der Aufstieg nach Alpisella. Ich fühlte mich nun immer besser und so konnte ich auch diese Höhenmeter problemlos hinter mich bringen. Da ich in der anschliessenden Abfahrt wegen eines Kettenklemmers anhalten musste, zogen meine Begleiter davon. Nach 71 km passierte ich Livigno als Zweitplatzierte, rund 10 Minuten hinter Milena Landtwing und 5 Minuten vor Cornelia Hug. Das lange Flachstück in Livigno (mit Gegenwind) musste ich alleine „meistern“. Die Anfahrt zum Chaschaunapass hatte begonnen und ich versuchte nochmals Kräfte zu bündeln und mich möglichst gut zu verpflegen.
Mit dem Anstieg auf den Chaschaunapass folgte nun ein sehr steiler Streckenabschnitt, auf dem das Bike einige Male geschoben werden muss. Dies ist nicht weiter verwunderlich, gilt es doch auf knapp 7 Kilometern nicht weniger als 900 Höhenmeter zu überwinden. Ich konnte einen grossen Teil des Aufstieges fahrend bewältigen, was mich natürlich zusätzlich motivierte. Ohne grössere Probleme kam ich über den Pass und auch die lange Abfahrt nach S-Chanf gelang mir ausgezeichnet. Während sich der Rückstand auf die Führende Milena Landtwing bei gut 10 Minuten einpendelte, stieg der Vorsprung auf die nächsten Verfolgerinnen auf 12 Minuten an. Von S-Chanf bis nach Scuol lagen aber immer noch 50 Kilometer und 1‘000 Höhenmeter vor mir. Vergebens hoffte ich darauf, eine gute Gruppe für das verbleibende Teilstück zu finden. So bewältigte ich auch die folgenden Kilometer mit Gegenwind alleine. Die zahlreichen kurzen Gegenanstiege konnte ich mit viel Zug fahren, denn ich fühlte mich immer noch sehr gut.
Beim letzten längeren Aufstieg von Lavin nach Ftan versuchte ich nochmals aufs Tempo zu drücken. Natürlich war ich beflügelt von einem weiteren möglichen Podestplatz. Auf den letzten 15 Kilometern musste ich nochmals richtig auf die Zähne beissen, aber ich wollte meinen zweiten Platz unbedingt ins Ziel bringen. Die vielen Zuschauer entschädigten für die Strapazen. Endlich in Ftan angekommen, stand dann noch die rund 5 Kilometer lange finale Abfahrt bevor. Mit dosiertem Risiko meisterte ich auch den letzten Streckenabschnitt und konnte mich nach 7 Stunden und 15 Minuten als umjubelte Zweitplatzierte in Scuol feiern lassen. Gewonnen wurde das Rennen von Favoritin Milena Landtwing. Cornelia Hug setzte sich im Kampf um Platz drei gegen Andrea Kuster durch.
Mit meinem Rennen und dem zweiten Platz bin ich natürlich überglücklich. Ich war mir nicht sicher, ob ich nach dem Eiger Bike Marathon in Grindelwald (88 km / 3‘900 hm) und dem Grand Raid im Wallis (95 km / 4‘000 hm) im dritten Rennen innerhalb von zwei Wochen nochmals eine solche Leistung abrufen kann. Ich bin mit einem guten Gefühl ins Bündnerland gereist, aber ich wusste auch, dass ich die Strapazen vom Grand Raid vor allem mental noch nicht ganz verdaut hatte. Umso zufriedener bin ich, dass ich meine Pace bis ins Ziel ohne grössere Probleme durchziehen und das Rennen auf dem zweiten Platz beenden konnte. Mit dieser Leistung ist mir auch mit Blick auf einen Podestplatz in der IXS-Gesamtwertung ein wichtiger Schritt gelungen. Nun schaue ich den beiden letzten Rennen gelassen entgegen. Alles was jetzt noch kommt ist Zugabe. Bereits am Sonntag, 14. September 2014 geht es mit der O-Tour in Alpnach weiter, bevor ich dann in vier Wochen als Saisonabschluss noch das Ironbike in Einsiedeln bestreiten werde.