Ich konnte beim Nationalpark Bike Marathon in Scuol über 137 Kilometer und 4040 Höhenmeter eine weitere starke Leistung zeigen. Das längste Rennen der Garmin Bike Marathon Serie  bewältigte ich als zweitschnellste Frau.

Am Samstag fand im Engadin die 15. Austragung des Nationalpark Bike Marathons statt. Die rund 2000 Teilnehmer konnten sich zwischen vier verschiedenen Distanzen entscheiden, welche rund um den Schweizer Nationalpark führten. Ich startete auf der Langdistanzstrecke mit Start und Ziel in Scuol. Die Strecke war technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber mit 137 Kilometern und 4040 Höhenmetern das längste Rennen der Garmin Bike Marathon Serie. Zudem wartete mit dem 2700 Meter hohen Chaschaunapass ein grosses Hindernis auf die Fahrerinnen.

 

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Die Mitfavoritin auf den Tagessieg, Cornelia Hug, schlug bereits im ersten Anstieg nach Costainas ein hohes Tempo an. Ich fühlte mich zu Beginn des Rennens alles andere als gut und  konnte das Tempo von Hug nicht ganz mitgehen. Ich versuchte aber ruhig zu bleiben und einen guten Rhythmus zu finden. Leider fand ich auch keine gute Männergruppe, welche mir auf den ersten Kilometern, bei leichtem Gegenwind etwas Windschatten hätten geben können. Bis zum Kulminationspunkt sowie in der anschliessenden Abfahrt nach Fuldera verlor ich nur zwei Minuten auf die Führende. Die nächsten Verfolgerinnen, Florence Darbellay und Andrea Ming, büsten dagegen bereits mehrere Minuten ein.

 

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In der zweiten Steigung von Fuldera nach Döss Radond und Alpisella fuhren Cornelia Hug und ich ein praktisch identisches Tempo. Der Rückstand pendelte sich bei rund drei Minuten ein. Meine Beine fühlten sich leider immer noch nicht viel besser an, als in der ersten Rennstunde. Ich musste mich selber extrem pushen und motivieren. Ich war sehr froh, als ich Döss Radond erreichte und kurz etwas „durchatmen“ konnte. In der schnellen Abfahrt und auf dem anschliessenden Singletrail durch das Val Mora gelang es mir, mein Tempo hochzuhalten. Nach 71 Kilometern passierte ich Livigno weiterhin als Zweitplatzierte, rund 3 Minuten hinter Cornelia Hug und 5 Minuten vor Florence Darbellay. Leider fand ich auch auf dem langen Flachstück dem See entlang keine Begleiter und so musste ich ein weiters Stück alleine „im Wind“ fahren.

 

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Mit dem Anstieg auf den Chaschaunapass folgte nun ein äusserst steiler Streckenabschnitt, auf dem das Bike einige Male geschoben werden musste. Dies ist nicht weiter verwunderlich, gilt es doch, auf knapp 7 Kilometern nicht weniger als 900 Höhenmeter zu überwinden. Auch in diesem Anstieg hatte ich mit mir selber zu kämpfen. Obwohl ich mich mental gut auf diesen Teil eingestellt hatte, musste ich ziemlich auf die Zähne beissen. Zwar konnte ich heuer einen grösseren Teil fahrend bewältigen als in den Vorjahren, aber so richtig rund wollte es nicht laufen. Endlich oben angekommen, freute ich mich auf die lange Abfahrt und versuchte mich möglichst gut zu erholen und meine Kräfte nochmals zu bündeln.

 

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S-chanf passierte ich weiterhin als Zweitplatzierte. Während sich der Rückstand auf die Führende bei rund 4 Minuten einpendelte, stieg der Vorsprung auf die weiterhin Drittplatzierte Darbellay auf 11 Minuten an. Von S-chanf bis nach Scuol lagen immer noch 50 Kilometer und 1000 Höhenmeter vor uns. Das letzte Drittel des Nationalpark Marathons hat bedeutend weniger Höhenmeter als die ersten beiden, ist aber trotzdem nicht zu unterschätzen. Trotz des leichten Gegenwindes konnte ich in diesem Streckenabschnitt noch einmal zusetzen. Die Tatsache, dass ich zwischen S-chanf und Ftan knapp 2 Minuten auf Leaderin Cornelia Hug gutmachte, bestätigte meinen Eindruck. Zwischenzeitlich konnte ich den Rückstand auf 50 Sekunden reduzieren. Obwohl Cornelia Hug in Sichtweite war, gelang es mir indes nicht, die Lücke definitiv zuzufahren. In Ftan angekommen, stand nun noch die rund 5 Kilometer lange finale Abfahrt bevor. Mit dosiertem Risiko meisterte ich auch den letzten Streckenabschnitt und konnte mich nach 6:47 Stunden als umjubelte Zweitplatzierte in Scuol feiern lassen. Damit verbesserte ich meine persönliche Bestzeit aus dem Vorjahr um 9 Minuten, was für mich ein echtes Highlight war. Gewonnen wurde das Rennen von Cornelia Hug. Florence Darbellay setzte sich im Kampf um Platz drei knapp gegen Andrea Ming durch.

 

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Mit meinem Rennen und dem zweiten Platz bin ich zufrieden. Es war für mich ein harter kampf; auch mental. Ich war mir vor dem Start nicht sicher, ob ich nach dem Eiger-Bike-Marathon in Grindelwald (88 km) und dem Grand Raid im Wallis (93 km) im dritten Rennen innerhalb von zwei Wochen nochmals eine solche Leistung abrufen kann. Deshalb bin ich mit gemischten Gefühlen ins Bündnerland gereist, obwohl ich aufgrund der letzten Resultate wusste, dass ich gut in Form bin. Ich bin froh, dass ich nach einem schwierigen Start weitergekämpft habe und gegen Ende des Rennens nochmals zulegen konnte. Der zweite Platz ist für mich ein weiterer schöner Erfolg und ein wichtiger Schritt in Sachen Gesamtwertung (in welcher ich weiterhin Leaderin bin). Nun schaue ich den beiden letzten Rennen in Alpnach und Einsiedeln gelassen entgegen.