Beim O-Tour Bike Marathon in Alpnach erwischte ich nicht meinen allerbesten Tag. Dank einer kämpferischen Leistung gelang mir aber mit dem zweiten Rang ein weiterer Podestplatz.
Bei besten äusseren Bedingungen startete ich zum zweitletzten Rennen der Saison in Alpnach. Die zu meisternde Strecke führte über 86 km und eine Höhendifferenz von 3‘000 m. Nach den guten Resultaten bei den letzten Rennen wusste ich, dass ich in Form bin. Da ich aber die ganze Woche mit gesundheitlichen Problemen kämpfte, war ich mir nicht ganz sicher, ob es fürs Podest reichen würde. Cornelia Hug startete wie gewohnt schnell und setzte sich mit Florence Darbellay bereits in der ersten Steigung Richtung Lütholdsmatt ab. Ich konnte das Tempo nicht ganz mitgehen und versuchte in der Folge einen guten Rhythmus zu finden. Bis zur ersten Verpflegungszone gelang mir das gut, doch dann hatte ich bereits eine erste Krise zu überwinden (und dies nach nur 10 Kilometern). Ich versuchte ruhig zu bleiben, denn das Rennen war ja noch „jung“.
Den ersten Kulminationspunkt auf Richmettlen passierte ich als Dritte mit zwei Minuten Rückstand auf die Spitze. Mittlerweile fühlte ich mich wieder etwas besser und so konnte ich das Tempo auf dem coupierten Abschnitt bis zum Langis etwas erhöhen. Während das Führungsduo Hug / Darbellay an der Spitze gemeinsam für Tempo sorgte, versuchte ich den Abstand in Grenzen zu halten bzw. zu reduzieren. Nach der langen und teils „kniffligen“ Abfahrt nach Alpnach wies ich nach 45 Kilometern und 1’800 Höhenmetern bei der ersten Zielpassage nur noch einen Rückstand von 30 Sekunden auf die Führenden auf. Allerdings gelang es mir nicht, die Lücke vor dem langen Flachstück über den Flugplatz in Alpnach zuzufahren. Das Führungsduo harmonierte sehr gut und so wurde die Lücke nach vorne wieder grösser.
Im darauffolgenden Aufstieg zum Kernwald setzte sich Cornelia Hug von Florence Darbellay ab. Ich fühlte mich mittlerweile immer besser und so konnte ich kurz nach der Verpflegungszone auf dem „Chabisstein“ zu Darbellay aufschliessen und sie sogleich stehen lassen. Cornelia Hug legte ebenfalls noch einmal zu und vergrösserte so ihren Vorsprung wieder. Im Aufstieg zum Schwandi folgten dann die sehr steilen Betonrampen, bei welchen ich ziemlich auf die Zähne beissen musste. Froh war ich, als ich in der Verpflegungszone meinen ersehnten Cola-Bidon bekam.
Vom Schwandi galt es weitere 400 Höhenmeter bis zum Kulminationspunkt Ächerli zu überwinden. Richtig schnell kam ich zwar nicht mehr voran, aber ich versuchte nochmals all meine Kräfte auf die Pedalen zu bringen. In der Wiesenabfahrt vom Ächerli zischte es plötzlich in meinem Vorderreifen. Ich hatte mir vermutlich bei einem spitzen Stein den Reifen etwas aufgerissen. Immer wieder dachte ich, dass die Tubeless-Milch das Loch geschlossen hat, aber dann zischte es gleich wieder weiter. Irgendwann musste ich einen Zwischenstopp einlegen und etwas nachhelfen. Mit angezogener „Handbremse“ fuhr ich dann den restlichen Teil der langen Abfahrt. In der Tech-Zone entschied ich mich dann für einen Halt um mein Ersatzrad zu montieren, da immer noch 8 Kilometer vor mir lagen und ich kein Risiko eingehen wollte.
Es folgten noch einige technisch anspruchsvolle Abschnitte, die schwierige Schlussabfahrt zurück zum Flugplatz und die letzen Kilometer hinauf ins Dorf. Ich kam zum Glück ohne Probleme durch und so überquerte ich die Ziellinie nach 4 Stunden und 53 Minuten hinter Cornelia Hug als Zweitplatzierte. Mein Leadertrikot konnte ich somit verteidigen. Auf Rang drei fuhr Andrea Ming, welche auf dem letzten Streckendrittel Florence Darbellay ebenfalls noch abfangen konnte. Mit dem heutigen Rennen und dem zweiten Rang bin ich zufrieden. Es war sicher nicht mein bestes Rennen dieser Saison, aber es war ein guter Auftritt. Jetzt versuche ich mich möglichst schnell zu erholen, damit ich in zwei Wochen fit bin fürs Saisonfinale in Einsiedeln. Dies wird nach 18 Jahren Wettkampfkarriere gleichzeitig mein letztes Rennen sein. Umso schöner ist es, dass ich mit dem Leadertrikot antreten darf und gleichzeitig die Chance habe, zum Karriereabschluss die Gesamtwertung der prestigeträchtigen Garmin Bike Marathon Serie (Langdistanz) zu gewinnen.