Wow was für ein Tag… Unbeschreibliche Emotionen bei meinem Lieblingsrennen. Dieser Sieg bedeutet mir extrem viel – ich bin einfach nur glücklich diesen erreicht zu haben. Vielen Dank Grand Raid – ich komme wieder 🙂 

 

Zum dritten Mal nahm ich am traditionsreichen und prestigeträchtigen Grand Raid Verbier-Grimentz teil. Wie in den Vorjahren entschied ich mich, die zweitlängste Strecke zwischen Nendaz und Grimentz mit 93 km und 4‘000 Höhenmetern zu absolvieren. Das Grand Raid ist bekannt für seine tolle und technisch anspruchsvolle Strecke, inmitten der imposanten Walliser Bergkulisse. Nebst der Marathon Schweizermeisterschaft habe ich mir dieses Rennen als Saisonziel gesetzt. Mit dem Grand Raid verbinde ich extrem viele positive Emotionen. Aber jedes Jahr habe ich wieder viel Respekt vor der grossen Herausforderung, welcher sich heuer 2‘500 Bikerinnen und Biker stellten.

 

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Nach meinen Siegen in den Jahren 2012 und 2013 gehörte ich zum engsten Kreis der Favoritinnen. Ich wollte diesen Sieg unbedingt und dementsprechend angespannt stand ich um 6.30 Uhr an der Startlinie. Gleich nach dem Startschuss ging es voll zur Sache. Die Herren starteten extrem schnell und ich versuchte mich, möglichst weit vorne im Feld zu behaupten, was mir auch sehr gut gelang. Ich entschied mich für dieselbe Taktik wie in den Vorjahren und fuhr von Beginn an ein offensives Rennen. Bereits im ersten Anstieg von Nendaz nach Veysonnaz schlug ich ein sehr hohes Tempo an und konnte mich sofort etwas absetzen. Nun konnte ich die Lage etwas abchecken und merkte, dass keine meiner Konkurrentinnen mitgehen wollte respektive konnte.

 

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Nach 25 Kilometern und 1‘000 Höhenmetern passierte ich die erste Verpflegungszone in Hérémence mit rund drei Minuten Vorsprung als Führende. Auch in der zweiten Rennstunde drückte ich weiter aufs Tempo. Der Anstieg Richtung Mandelon war für mich, anders als in den Vorjahren, ein sehr guter Abschnitt. Ich fand auf dem relativ flachen Asphaltanstieg sehr schnell einen guten Rhythmus und konnte diesen voll durchziehen. Einige Männer, welche mich im ersten Aufstieg abgehängt hatten, konnte ich nun wieder ein- und überholen, was mich natürlich zusätzlich motivierte und mir die Gewissheit gab, dass ich zügig unterwegs war. Auf dem Mandelon angekommen, folgte dann der technisch anspruchsvolle Höhenweg. Auch auf diesem Teilstück fühlte ich mich sehr wohl und so meisterte ich ihn problemlos. Auf der schnellen Kiesabfahrt nach Evolène nahm ich dann etwas Tempo raus, denn ich wollte keinen Sturz riskieren. Trotzdem konnte ich meinen Vorsprung auf die zweitplatzierte Josephine Clausen auf 10 Minuten ausbauen. Michèlle Wittlin lag als Drittplatzierte 12 Minuten zurück.

 

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Foto: Martin Platter

 

Nach knapp 60 Kilometern und über 2‘000 Höhenmetern folgte nun die nächste Steigung und einige technisch anspruchsvolle Passagen nach Eison. Weiterhin konnte ich meinen Rhythmus hoch halten, aber ich wusste auch, dass es noch lange nicht geschafft war. Da ich die gesamte Strecke fast auswendig kenne, wusste ich genau, was mich noch erwartet. Im Aufstieg von Eison nach La Vieille versuchte ich nochmals all meine Kräfte zu bündeln. Zwar spürte ich die bereits gefahrenen 3’000 Höhenmeter in den Beinen, aber im Grossen und Ganzen fühlte ich mich immer noch sehr gut. Nachdem ich dann die Alp La Vieille passiert hatte, folgte das „Zückerchen“ – der berühmt, berüchtigte Pas de Lona (eine „Wand“).  Auf den 3 Kilometern galt es nicht weniger als 350 Höhenmeter zu bewältigen. Die ersten paar hundert Meter über den Wanderweg sind noch fahrbar, aber bald schon muss das Bike jeweils getragen oder geschoben werden. Nach gut 30 Minuten war es dann geschafft, oder besser gesagt war ich auf dem Pass, welchen ich mit 20 Minuten Vorsprung überquerte.

 

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Foto: Martin Platter

 

Nach einer weiteren Abfahrt zum Lac de Lona folgten dann noch die letzten 200 Höhenmeter berghoch, bevor die finale 10 Kilometer lange und teilweise technisch anspruchsvolle Abfahrt wartete. Aufgrund meines grossen Vorsprungs riskierte ich nicht mehr Kopf und Kragen, wollte ich doch einfach sicher und heil in Grimentz ankommen. Schliesslich überquerte ich die Ziellinie nach 6 Stunden und 19 Minuten als Siegerin. Mit Tränen in den Augen fuhr ich unter grossem Applaus durchs Zelt in Grimentz – müde, aber seeeeeeeeehr glücklich. Mit 21 Minuten Rückstand folgte Michèlle Wittlin auf Rang  zwei, Dritte wurde Josephine Clausen. Meinen eigenen Streckenrekord aus dem Vorjahr verpasste ich zwar um vier Minuten, aber ich war mit meiner Leistung extrem zufrieden. Von den 256 klassierten Männern schafften es nur deren 17 vor mir ins Ziel :-).

 

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Überglücklich und stolz durfte ich dann bei der Siegerehrung einen schönen Pokal entgegennehmen, welcher ein Ehrenplatz erhalten wird. Für mich war es ein geniales Rennen, welches ich ohne grössere Krise durchziehen konnte. Ich wusste, dass ich in den vergangenen Wochen sehr gut trainieren konnte, aber ich war mir nicht sicher, ob die 5-tägige Erholungszeit zwischen der Marathon Schweizermeisterschaft und dem Grand Raid reichen würde. Sie hat gereicht und alles hat gestimmt! Zudem machten meine Betreuer einen sensationellen Job! Vielen Dank!