Bei strahlendem Sonnenschein fand am Samstag, 31. August 2013 der Nationalpark Bike-Marathon in Scuol statt.  In den Bündner Bergen konnte ich erneut ein starkes Rennen zeigen. Die Mitteldistanzstrecke (103 km und 2‘934 Höhenmeter) zwischen Fuldera und Scuol bewältigte ich am schnellsten und feierte meinen dritten Sieg in Serie.

 

Am Samstag fand im Engadin die 12. Austragung des Nationalpark Bike-Marathons statt. Die rund 2‘000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich zwischen vier verschiedenen Distanzen entscheiden, welche sie rund um den Schweizer Nationalpark führten. Ich startete auf der Mitteldistanzstrecke mit Start in Fuldera. Bis ins Ziel in Scuol galt es 103 Kilometer und 2‘934 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke war technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber mit dem 2‘700 Meter hohen Chaschaunapass, wartete ein grosses „Tageshindernis“ auf uns Fahrerinnen und Fahrer.

 

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Wie schon beim Eigerbike und am Grand Raid fuhr ich vom Start weg ein offensives Rennen. Gleich am ersten Berg legte ich ein hohes Tempo vor, welchem zu diesem Zeitpunkt keine meiner Konkurrentinnen folgen wollte oder konnte!? Nach 10 Kilometern und 750 zurückgelegten Höhenmetern erreichte ich den ersten Kulminationspunkt auf Döss Radond als Führende. In der rasanten Abfahrt und auf dem anschliessenden Singletrail durchs Val Mora konnte ich mich an eine Männergruppe heften und so die Pace weiter hoch halten. Die Temperaturen waren noch recht kühl und ich war froh, als es dann in den zweiten Anstieg nach Alpisella ging. Zwei meiner drei Begleiter musste ich ziehen lassen. Zusammen mit einem weiteren Teilnehmer fuhr ich den zweiten Berg hoch. Er legte ein „brutales“ Tempo vor – an frieren war jetzt definitiv nicht mehr zu denken 😉 – aber ich wollte sein Hinterrad so lange wie möglich halten. Es gelang mir dran zu bleiben und so kamen wir gemeinsam in die Abfahrt und etwas später erreichten wir, nach 40 Kilometern Livigno. Auf dem anschliessenden Flachstück konnten wir uns mit der Führungsarbeit etwas abwechseln. Ich passierte die zweite Verpflegungszone in Livigno mit einem Vorsprung von 7 Minuten auf meine ersten Verfolgerinnen.

 

Mit dem 900 Höhenmeter-Anstieg auf den Chaschaunapass stand uns nun ein sehr, sehr steiler Streckenabschnitt bevor. In der Anfahrt zum Pass nahm ich etwas Tempo raus und versuchte meine Kräfte so gut wie möglich zu bündeln. Schnell fand ich dann einen guten Rhythmus und konnte einen grossen Teil des Aufstieges fahren. Erst in der zweiten Hälfte musste ich das Bike einige male schieben. Ohne grössere Probleme kam ich dann auf dem Chaschaunapass an und es folgte die lange Abfahrt Richtung S-Chanf. Ich entschied mich, einen kurzen Stopp einzulegen, um meine Windjacke anzuziehen. Vermutlich wäre das nicht wirklich nötig gewesen, aber frieren ist definiv nicht so mein Ding ;-)… Im vergleich zu anderen Jahren war die gesamte Abfahrt vom Pass problemlos fahrbar. Ich versuchte mich nochmals möglichst gut zu erholen, denn der Weg bis ins Ziel war noch lange.

 

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In S-Chanf lag ich immer noch an der Spitze des Rennens, jedoch war mein Vorsprung etwas geschmolzen. Mein „Jacken-Stopp“ und das dosierte Risiko in der Abfahrt waren sicher zwei Gründe dafür. Es lagen nun noch immer 50 Kilometer und 1‘000 Höhenmeter vor mir. Die zweite Streckenhälfte des Nationalpark-Marathons gehört nicht zu meinen Lieblingsabschnitten. Bis Zernetz standen viele Flachstücke bevor, welche immer wieder durch kurze Anstiegen unterbrochen wurden. Ich habe mich mental schon im Vorfeld gut vorbereitet und so beunruhigte mich auch die Situation nicht, dass ich diesen Streckenabschnitt alleine in Angriff nehmen musste. Zwar blies mir ein leichter Gegenwind um die Ohren, aber ich konnte die Situation nicht ändern und so versuchte ich einfach Vollgas zu geben. Ob ich schnell unterwegs war, wusste ich nicht, denn es waren lange weit und breit keine anderen Fahrer zu sehen.

 

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Nach 70 Kilometern folgte in Zernetz ein kurzer, steiler Wiesenaufstieg in welchem ich meinen früheren „Begleiter“ wieder einholen konnte. Nun fuhren wir gemeinsam weiter Richtung Lavin und wechselten uns mit der Führungsarbeit ab. Gemeinsam erreichten wir dann den letzten längeren Aufstieg des Tages. Noch immer fühlte ich mich recht gut und so konnte ich nochmals ordentlich aufs Tempo drücken und meinen Vorsprung auf den 400 Höhenmetern wieder ausbauen. Beflügelt von der Führungsposition fuhr ich nun dem Ziel entgegen. Auf den letzten 20 Kilometern musste ich zwar nochmals richtig auf die Zähne beissen, aber ich wollte meinen Sieg unbedingt ins Ziel bringen. Die vielen kurzen Gegensteigungen von Guarda nach Ftan hatten es nochmals richtig in sich und verlangten mir alles ab. Ich musste mich nun selber extrem pushen, um mein Tempo hoch zu halten. In Ftan angekommen, stand mir dann nur noch die rund 5 Kilometer lange finale Abfahrt bevor. Mit dosiertem Risiko meisterte ich auch den letzten Streckenabschnitt und konnte mich nach 5.15 Stunden als umjubelte Siegerin in Scuol feiern lassen. Mit 7.12 Minuten Rückstand erreicht Franziska Brun aus Emmenbrücke den zweiten Rang. Dritte wurde die Luzernerin Susanne Tanner.

 

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Mit meinem Rennen und dem dritten Sieg in Serie bin ich natürlich überglücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach der Transalp nochmals eine solche Form aufbauen kann. Ich bin mit einem guten Gefühl ins Bündnerland gereist, aber ich wusste auch, dass ich die Strapazen vom Grand Raid sicher noch nicht ganz verdaut hatte. Umso zufriedener bin ich, dass ich meine Pace vom Start bis ins Ziel ohne grössere Probleme durchziehen und das Rennen gewinnen konnte. Auch meine Betreuer leisteten einmal mehr hervorragende Arbeit. Ich konnte mich voll und ganz auf sie verlassen – eines der Puzzleteile meines Erfolges. Vielen Dank :-)! Nun schaue ich den beiden letzten Rennen gelassen entgegen. Alles was jetzt noch kommt ist Zugabe. Bereits am nächsten Sonntag 8. September 2013 geht es mit der O-Tour in Alpnach weiter, bevor ich dann in drei Wochen als Saisonabschluss noch das Ironbike in Einsiedeln bestreiten werde.

 

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Podest Mitteldistanz: 2. Franziska Brun, 1. Nadia Walker, 3. Susanne Tanner

Foto: Martin Platter